Meeresluft einatmen, entlang des Wassers lustwandeln, am Kai sitzen, den Booten beim sachten Schaukeln zusehen und dann ein wenig die Augen schließen, um sich einen Augenblick lang der Illusion hinzugeben, nicht mehr von dieser Welt zu sein. Aufbruch ins Weite und Verharren in der Zeit zugleich. Die zauberhaft nostalgische Hafenpromenade in Eckernförde ist für mich deswegen eine kleine Perle im Alltag. Ein Kurzurlaub, der ganzjährig bezaubert und schnell zu realisieren ist. Der städtischen Timelapse einfach für einen Moment entfliehen …
Eckernförder Stadthafen im Ruhemodus
Es ist Frühjahr. Noch ist es kalt, aber im sonnenbeschienen Windschatten lässt es sich schon recht gut aushalten. Im geschützten Innenbereich des Eckernförder Hafen wogt das Wasser behäbig vor sich hin, liegt dicht und träge da. Auf der Oberfläche spiegelt sich der wolkenlose Himmel und bestätigt jedes Kind in der Annahme, die Farbe des Wassers an sich sei sattblau. Dort verwandeln sich Wolken, Bugs und Masten der Boote in sanft bewegte Farbmelangen. Kunstwerke mit psychedelischer Wirkung, wenn man den Blick nur lang genug darin versenkt. Von der kleinen Brücke aus hat man einen fantastischen Panoramablick auf den Rundsilo, den Siemsen-Speicher und die Siegfried Werft.
Das Licht projiziert eine gestochen scharfe Doublette der Gebäude auf die nahezu unbewegte Oberfläche. Eine saubere Abbildung. Wie am Reißbrett gezeichnet. Verspielt. Farbenfroh. Am hinteren Teil der Promenade – An de Dang – ist es schon deutlich wellenbewegter.
Der Fischkutter „Ecke 4“ läuft in den Hafen ein, gefolgt von einem Boot mit kreischendem Möwengeschwader.
Nur wenige Leute schlendern mußevoll die Hafenstraße in Richtung „An de Dang“ hinunter, etwas mehr schon zum Mittag hin, um in einem der Bistros mit Blick auf´s Wasser eine KLeinigkeit zu speisen. Die Fischkutter, die in der Saison Fischbrötchen verkaufen, haben noch nicht geöffnet. Noch ist das touristische Angebot im Hafen runtergefahren. Eine Dame steuert zügig die Sitzinsel am Jungfernstieg an, lässt sich nieder und reckt ihr Gesicht der wärmenden Mittagssonne entgegen. Chillen im Stadthafen.
Der Sommer ist noch in weiter Ferne und mit ihm der Trubel während der Spektakel und Festivals, wie Eckernförder Sprottentage oder Piratenspektakel.
Auch wenn die Hafenwelt jetzt noch im Winterschlaf liegt, wirklich verlasen wirkt es hier doch nie.
Frühlingserwachen im Innenhafen Eckernförde
Mittlerweile ist es Frühling geworden und erste kräftige Strahlen durchdringen die massiven, weißen Wolkenformationen, tauchen die Skyline des Hafens in dramatisches Licht … Spot an!
Die Farben kommen jetzt so richtig gut raus … eine Stimmung wie im Bilderbuch.
Die beiden Leuchttürme wirken wie aufgefrischt, das Rot der Siegfried-Werft strahlt mit dem Blau-weiß des Himmels um die Wette und der gelbe Klinker des „Spiekers“ leuchtet bis zur Borbyer Promenade rüber. Es ist immer noch ruhig hier.
Die Ruhe vor dem Sturm? Nein, in Eckernförde geht man es einfach gelassen an und genehmigt sich einstweilen noch ein Fischbrötchen oder einen Kaffee zum Wachwerden. Direkt am Pavillon, dort wo die Mittagssonne hin scheint, lässt es sich auch draußen gut aushalten. Ein junges Paar sitzt am Kai, lässt Beine und Seele baumeln und genießt …
Im Yachthafen werden erste Boote klargemacht und an Bord eines größeren Seglers sitzt der Skipper und schmökert in einem Buch, neben sich eine Tasse Kaffee. Die Hafenszene reckt und streckt sich. Wach ist sie schon, aber sie nimmt sich Zeit und spart sich den Atem. Turbulent wird es noch früh genug. Langsam, ganz langsam wird es lebendig hier.