Ein gewöhnlicher nasskühler Nachmittag. Wie schön wäre jetzt ein Seelenknutscher in Gestalt einer Tasse frisch gebrühten Kaffees, aromatischen Tees mit Snack und Schnack in heimeliger Atmosphäre…
Während ich dies so vor mich hin ersehne, führt mein Weg an den Fenstern eines Ecklädchens vorbei. Der erste Blick verwirrt mich: Was ist das hier … ein Kiosk? Eine Bäckerei? Ein Gemüseladen oder ein Café?

Neugierig wie ich bin, gehe ich hinein.
Alles sieht ein wenig durcheinandergewürfelt aus. Tische, Sofa, Sessel und Stühle laden zur Zeitreise irgendwo zwischen Gründerzeit und „Fifties“ ein. Vor dem Verkaufstresen steht frisches Gemüse in Weidenkörben, in den Regalen lagert Tee in Dosen, in der Backwarenauslage liegt frisches Brot und in der Kuchenvitrine wecken Gebäck und Kuchen den Appetit auf Süßes.  Währenddessen duftet mir vom Backblech   warme Gemüsequiche entgegen.
Auf dem Sofa sitzt ein Mann und liest Zeitung, an einem der Fenstertische baut ein Kind Autos aus Legosteinen. Im Moment ist es hier ruhig.
Tante Suse’s Biosk“ – Tante Emma im zeitgemäßen Bio-Gewand
„Hier war bis vor drei Jahren tatsächlich ein Eckkiosk, wie man ihn überall findet, mit Zigaretten, Zeitung und Schokoriegeln im Angebot “ erfahre ich von Susanne Wihlfahrt,  Inhaberin und Namenspatin des Biosks, inmitten des Maritimen Viertels der Kieler Wik.
Den Kioskcharakter, der durch das besondere nachbarschaftliche Flair belebt wird, hat sie übernommen. Das Sortiment ersetzte sie durch eine vielfältige Palette an Bioprodukten, frischem Gemüse, Obst, Backwaren und Fairtrade-Süßigkeiten.
Durch den kleinen Cafébetrieb im Laden lädt sie ihre Kunden zum längeren Verweilen ein.
Ihre Gäste, das sind nicht nur die Bewohner der umliegenden Häuser, sondern auch Mittagspäusler aus den nahen Geschäften, Studenten der Muthesiusschule und die Künstler des „Atelierhauses“ im gegenüberliegenden Anscharpark, Eltern mit Kindern.


Im Speisenangebot: vegetarische Suppen, Quiches, Crêpes, Salate und andere Köstlichkeiten.
Einen großen Teil der Zutaten, wie auch Brot und Honig bezieht sie von Anbietern aus der Region.
Ich frage mich, wo so viele Gäste zur Mittagszeit Platz finden?
Das Café mit Wohnzimmercharakter im charmanten Vintage-Stil erscheint mir wahrlich nicht so, als könne es einem größeren Ansturm an Mittagsgästen gerecht werden.
„Alles eine Frage des richtigen Timings“, erklärt Susanne Wihlfahrt.


Uncle Gaylord’s Geist
Während ich eine große Tasse Ingwer-Limettentee und ein vegetarisch belegtes Brötchen genieße, blättere ich in einem Heftchen mit Gedichten.
Der vielsagende Titel: „Am Arsch der Stadt“ von Michael Hergt und Pepe Lange.


Ein Büchlein mit poetischen Texten und Schwarz-Weiß-Fotos die einzig von „Tante Suse´s Biosk“ handeln.
Daraus erfahre ich zum Beispiel, dass Susanne Wihlfahrt eine Weile in Oakland, Kalifornien lebte und sich von „Uncle Gaylord’s Caffe Espresso“ in der Piedmont Avenue, dem ältesten der vielen Coffeeshops dort, inspirieren ließ.
Ich lese auch, wie holprig der Anfang war und dass sie das Mobiliar für ihr Lädchen geschenkt bekam, Tische und Stühle selber aufarbeitete, Regale schreinerte und Kissen nähte.


Tante Suse’s Biosk in der Adalbertstraße, schräg gegenüber der Petruskirche ist nicht nur in der kälteren Jahreszeit einen Besuch wert. Wer im Sommer in der Wik unterwegs ist, dem wird die bunt bepflanzte Badewanne vor dem Laden auffallen und die Blumenranken an der Eingangstür.
Dann kann man draußen sitzen und im bunten Stilmix aus Tischen und Stühlen den ganz besonderen Charme des Maritimen Viertels auf sich einwirken lassen.


Links
Kurzfilm
Maritimes Viertel

„Tante Suse´s Biosk“ – bezauberndes Kleinod im Maritimen Viertel Kiel

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